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[Diaz] Erstes Video im Diaz-Verfahren

Genua, 11.01.06

Verhandlungsmarathon mit Filmvorführung. Die Vernehmung von drei Zeugen dauert von 10 bis 18 Uhr, zwischendurch werden die Bilder eines Videos in Augenschein genommen.

Erster Zeuge war William Hayton, ein BBC-Journalist, der sich in Genua aufhielt, um über die Proteste zu berichten und auf der Etage, auf der Indymedia arbeitete, sein Aktionsquartier eingerichtet hatte. Als die Polizei ankam, war er sich ziemlich sicher, dass sein offizieller Journalistenpass mit Akkreditierung für die Rote Zone ausreichen würde, um dem Schlimmsten zu entgehen, er stellt aber bald fest, dass die Antwort der Beamten eine ?klare und direkte? Anweisung ist, das Handy nicht noch einmal klingeln zu lassen, weil es andernfalls eine kreative Umsetzung eines Schlagstockeinsatzes seitens der Anwesenden geben würde. Seinem Kollegen, der es wagte, Protest anzumelden, erging es schlechter, er wird geschlagen un in einen anderen Bereich der Pascoli-Schule gebracht, während Hayton, nachdem er freigelassen wurde, eine Runde in der Schule gegenüber drehte und die Schäden im Media-Center abschätzte, wobei ihm auffiel, dass sie sich vor allem in den Rechtshilferäumen der Anwälte konzentrierten. Aus seiner Aussage geht ein Element deutlich hervor, durch das ein weiteres Element, das von der Verteidigungsstrategie des Anwalts Corini & Co. angeführt wird zusammenbricht: Die Polizisten sind bei ihrer Amateurhaften Durchsuchung sehr froh gewesen, Gasmasken und schwarze Kleidungsstücke zu finden, aber auch ich besaß eine solche, weil es allen klar war, dass die Polizei in jenen Tagen Tränengas einsetzen würde?. Hoffen wir, dass die Unterstellungen von Corini & Co. bezüglich des Vorhandeneins solcher Gegenstände in der Pascoli-Schule mit diesen Worten ein für alle mal ein Ende hat.

Zweiter Zeuge war Hamish Campbell von Undercurrents, einem in der alternativen Szene sehr bekannten britischen Videoproduktionsprojekt. Sein Video ist das Video, das viele in den unmittelbar auf den Polizeisturm folgenden Stunden gesehen haben, das eine, das im Nachtmodus aufgenommen wurde, in dem der Einfall der Ordnungskräfte zu sehen ist. Nach dem Hamish jene Bilder aufgenommen hatte, wollte er zur Indymedia-Etage zurückkehren, traf aber im Treppenhaus einen Polizis im Kampfanzug. In Panik kletterte er auf dem Dach und versteckte sich über zwei Stunden in einem Wassertank. Als er herauskam, war nicht mehr viel zu sehen. Sein Video ist eins der wichtigsten Dokumente im Verfahren, weil es unmissverstädlich zeigt, was in jener Nacht geschehen ist. Nun hat das Gericht endlich Gelegenheit gehabt, ihn zu sichten und sich ein Bild zu machen. Es handelt sich zude um ein unwiderlegbares Dokument, weil es zusammen mit dem Autor höchstselbst seinen Weg ins Gericht gefunden hat. Sehr wichtig sind auch die Präzisierungen Hamishs in Bezug auf das, was er gesehen hat, während er jenes Video drehte: "Ich habe keinen Wurf von Gegenständen oder sonstige aggressive Verhaltensweisen egenüber der Polizei beobachtet, während diese in das Gebäude gegenüber des Media-Centers einfiel. Also keine Steine, keine Flaschen, sondern nichts und wieder nichts. Im Video ist auch der Prügelhagel auf Marc Covell deutlich zu sehen, der in den nächsten Wochen aussagen wird, der bereits bewusstlos am Boden liegt und von all denen, die vorbeigehen getreten wird, als sei er ein Haufen Dreck. Nichtdestotrotz vermögen es die Anwälte der Verteidigung nicht, den Anstand aufzubringen, zu schweigen. So geht es mit einer Salve von juristischen Spitzfindigkeiten gegen Hamish los, bei der mit allerlei Vorträgen eine Halbe Stunde lang über die Zeitangaben in der Kamera, über die von Hamish verwendeten Begriffe und (Danke, Herr Rechtsanwalt Romanelli) und darüber, in welchem Augenblick genau seine Augen auf die Fenster der Diaz-Schule blickten und in welchem sie es durch die Kamera taten sinniert wird. Das Ganze mit dem vermutlichen, edlen Ansinnen, den Beweis dafür zu erbringen, dass in jenen beiden Sekunden, während denen Hamish auf das von den Schultor zoomte, durch das die Helme der Polizisten strömten, jemand aus den Fenstern über die armen Polizisten der Abteilung Canterinis (der Romanellis Mandant ist, Anmerkung der Redaktion) die Apokalypse hereinbrechen ließ.

Dritter Zeuge war der Neuseeländer SB, dessen Geschichte so solide ist, wie seine langsame Rede und sein Naturell, das schwer zu überwältigen zu sein scheint :) SB befindet sich ebenfalls um 22 Uhr in einem Zimmer, als er zwei Polizeiautos vorbeifahren sieht, die Gegenstand von Rufen und des Wurfes einer einzigen Flasche werden, die nicht die Windschutzscheibe, sondern das Straßenpflaster in der Umgebung des Autos trifft. Zum Ärger von Corini & Co. ist es die x-te Schilderung dieser Episode, die mit so vielen anderen, bereits vorausgegangen Aussagen in dieser Sache identisch ist. Gegen Mitternacht sah er, wie die Polizei ankam und versteckte sich unter einem Tisch. Die Bullen treten ein und verprügeln ihn und seine beiden Freunde. Im Parterre wird er mit dem Gesicht zur Wand hingestellt, bis er nach Bolzaneto und schließlich in das Gefängnis von Pavia gebracht wird. Die Verteidigung stellt keine Fragen.